Von Bramwell Junction zum Cape

Rock’n Roll im Bush: Tiefe Flüsse, steile Felsen, ausgewaschene Pfade
Heute ist es möglich, von Bramwell Junction zum Cape auf der der Southern und Northern Bypass Road über Bamaga zu fahren.
Zwar nicht bequem, da nicht asphaltiert. Aber das soll wohl irgendwann auch noch erfolgen. Jedoch kein Track. Aber wir waren ja bereit für das nächste Abenteuer, den Old Telegraph Track (OTT, ca. 120 km).
Früher war dies die einzige Verbindung von Bramwell Junction zum Cape. Heute ist es ein Höhepunkt für off-road Fans. Mit steilen Abfahrten in die Flüsse und tiefen Löchern und Spurrillen auf dem Weg. Aber die eigentliche Attraktion sind seine Flussdurchquerungen. Von Süd nach Nord zum Beispiel Palm Creek, Ducie Creek, North Alice Creek, Dulhunty River, Bertie Creek, Gunshot Creek, Cockatoo Creek, Sailor Creek, Canal Creek, Sam Creek, Mistake Creek, Cannibal Creek, Cypress Creek, Bridge Creek und Nolan’s Brook.
Flussdurchquerungen
Und es empfiehlt sich nicht, einfach in einen Fluss hinein Richtung Exit zu fahren. Manche Crossings erfordern einen Zick-Zack-Kurs im Wasser, um nicht unversehens in tiefen Löchern des felsigen Flussbettes festzustecken. Besser ist es, jeden Fluss vor seiner Durchquerung mehrmals an verschiedenen Stellen zu durchwaten, um die beste Route festzulegen. Natürlich nur, wenn da nicht gerade ein Schild vor Krokodilen warnt. Trotz dieser zeitaufwendigen Stopps lagen am Nachmittag die ersten 80 km OTT hinter uns. Und wir gönnten uns ein erfrischendes Bad in den Fruit Bat Falls. Am Canal Creek schlugen wir unsere Swags auf.
Auch am zweiten Tag auf dem OTT erwartete uns eine anspruchsvolle Strecke. Mit weiteren Flussdurchfahrten und schwierigem Gelände. Schon in der Bramwell Station hatte man uns berichtet, der OTT ändere sich von Jahr zu Jahr durch die Einflüsse der Natur, Wind Regen, Überschwemmungen, Buschbrände und umstürzende Bäume.
Vor der letzten Flussquerung am Ende des Tracks – Nolan’s Brook – hatte man uns gewarnt. Sie sei tief und unberechenbar in der Strömung. Mag sein, zu unserer Reisezeit war sie jedoch zu meistern, da es lange nicht geregnet hatte. Trotzdem war am Vormittag ein Wagen inmitten des Flusses stecken geblieben war. Ein Verlust der Kameraausrüstung und nasse Klamotten waren die Folge. Vor allem aber ein Motor voller Wasser. Daher nahmen diejenigen, die den Fluss bereits durchquert hatten, die nachkommenden Wagen zur Vorsicht an ein Schleppseil.
Doch schaut es euch am besten selbst an. Hier ist ein Video mit unseren Offroad Highlights (3m 13s) 🙂 Das gesamte Cape York Video (47m) habe ich in der Galerie verlinkt.
Fast am Ziel
Hinter Nolan’s Brooke ist der OTT heute zu Ende. Eine Möglichkeit, den Jardine River mit dem Auto zu durchqueren, gibt es seit 1993 nicht mehr. Man muss die Jardine River Ferry nehmen, die – obwohl der Fluss an dieser Stelle nur rund 140 m breit ist – pro Einzelfahrt 100 AUD kostet (August 2017). Nach weiteren rund 50 km auf der nördlichen Flussseite auf erbärmlicher Wellblechpiste erreichten wir unser Tagesziel: Mutee Heads. Belohnt wurden wir dort am Abend mit einem überwältigenden Sonnenuntergang im Meer.
Nach Pfannkuchen aus Pulver verrührt mit Milch zum Frühstück ging es weiter nordwärts über Bamaga zum Campingplatz in Seisia. Unserer Ansicht nach ist das der schönste in der Gegend. Nach drei Tagen im Swag gönnten wir uns hier eine Cabin, Dusche und eine Küche.
Das Kap
Am darauffolgenden Tag haben wir unser Ziel endlich erreicht. Nach einer Fahrt durch dichten Regenwald und einem kleinen Fußmarsch vom Parkplatz über steinige Hügel standen wir am „Northernmost Point of the Australian Continent“, Cape York. Oder “The Tip”, wie die Australier sagen. Wir hatten die Fahrt von Bramwell Junction zum Cape über die Tracks geschafft.
Auf dem Rückweg haben wir uns dann noch in den nur 500m vom Cape entfernten Ruinen der Pajinka Wilderness Lodge umgeschaut. Einem 5 Sterne Hotel bis zum Jahr 2000. Zu dem wurden die Touristen von Cairns mit dem Schiff nach Seisia gebracht oder per Flugzeug nach Bamaga. Nach einem Umbau bis 2003 wurde es allerdings nie wieder eröffnet.
In den folgenden Tagen luden an der Ostküste des Capes die Ruinen von Somerset (einem im 19. Jahrhundert geplanten Handelszentrum) zu einem Besuch ein. Eine Fahrt auf dem Five-Beach-Run, der Besuch des Souvenirshops „Croc Tent“ auf halbem Wege zwischen Seisia und dem Kap sowie ein Tagesausflug von Seisia mit der Fähre nach Thursday Island, einer vorgelagerten kleinen Insel, standen ebenfalls noch auf unserem Programm.
Durch unberührte Natur zurück nach Cairns
Die Rückfahrt nach Cairns sollte nicht wieder über den OTT führen sondern auf direktem Weg ca. 1.000 km über die Bamaga Road, die Northern Bypass Road, die Telegraph Road und die Peninsula Development Road.
Einen ersten Stopp legten wir bei Captains Billy Landing ein – und hatten die ganze Bucht für uns alleine. Es gibt hier sogar einen Wind-Shelter und eine Bushtoilette. Am Abend die Standard Procedure: Swags aufbauen, Holz sammeln, Campfire und Barbecue machen, danach Sterne schauen. Am Morgen konnten wir hier dann zur Abwechslung mal erleben, wie die Sonne aus dem Meer heraufsteigt, von dem wir uns hier verabschiedeten.
Weiter ging es durchs Landesinnere, erst auf langen staubigen Pisten des australischen Outbacks. Später dann durchs Bergland. Erst in Port Douglas sind wir wieder auf die See getroffen. Zwei Mal bauten wir abends noch unsere Swags auf. In der Nähe von Coen in einem kleinen Wald an einem Flusslauf. Und schließlich bei Lakeland, an der Straße auf einem Lagerplatz von Straßenbaumaterialien. Dann hatte uns die Zivilisation wieder.
Toyotas never die
Unser Toyota Landcruiser hatte uns sicher – und fast unversehrt – 3.800 km in die Wildnis und wieder zurück gebracht. Zwei kleinere Blessuren hatte er abbekommen. Einen zusammengedrückten Auspuff durch das Aufsetzen auf einem Felsen bei der Einfahrt in einen Fluss. Und eine defekte Dichtung am Getriebedifferential der Vorderachse auf dem Rückweg. Vermutlich durch das fortwährende Rütteln auf den Wellblechpisten. Aber dies konnte schnell im Autohaus in Cairns repariert werden.
Alles in allem: Ein toller Urlaub!!! Falls ihr selbst diese Reise plant und weitere Fragen habt, gerne kontaktieren.
Cheers, Rüdiger 😎