
Manche sammeln auf ihrem Roadtrip einen Hund auf und nehmen ihn mit nach Hause. Andere vielleicht ein Huhn oder einen Papagei. Mein treuer Begleiter vom ersten bis zum letzten Tag meiner Reise war ein GPS Tracker.
In den Dashcam Videos habt ihr manchmal vielleicht einen orangenen Punkt auf der Windschutzscheibe gesehen. Vor allem, wenn die Sonne direkt von vorne kam. Das ist die Spiegelung vom GPS Tracker. Der hat immer vor mir auf dem Armaturenbrett gelegen.
Unterwegs habe ich gar nicht gemerkt, dass der GPS Tracker sich in der Scheibe spiegelt. Erst nach meiner Rückkehr, als ich mir die Dashcam Videos angesehen habe. Allerdings hätte ich auch keine große Chance gehabt, diese Spiegelung zu verhindern. Denn dies war die beste Stelle im Landcruiser für einen ungehinderten Satellitenempfang beim Fahren.
Auf die Idee mit dem GPS Tracker bin ich durch eine Internetseite gekommen. Mehrere junge Leute hatten eine Reise durch die Regionen gemacht, durch die ich auch fahren wollte. Und mit einem von ihnen hatte ich lange telefoniert. Eigentlich wegen der Route. Dabei erfuhr ich zufällig aber auch von der Möglichkeit des GPS Trackings.
Für mich war das aus drei Gründen interessant: Einmal konnten Familie und Freunde zu jeder Zeit live sehen, wo ich gerade war. Zum anderen diente dies meiner Sicherheit, falls mir unterwegs etwas passieren sollte. Und drittens konnte ich die Trackingdaten später nutzen, um meinen Weg noch einmal genau nachzuverfolgen. Zum Beispiel in diesem Blog.
Nach dem Telefonat war für mich klar: So ein GPS Tracker musste mit auf meine Reise.
GPS Tracker Hardware
Es gibt sicher verschiedene Geräte und verschiedene Anbieter im Internet. Ich hatte aber kurz vor dem Abflug aus Deutschland nicht mehr viel Zeit zum Recherchieren. Darum habe ich mich für das System entschieden, von dem mir der junge Mann am Telefon erzählt hatte.
Insofern soll dies hier keine Werbung für einen bestimmten Anbieter sein, aber für mich passte es auf Anhieb.
Mein GPS Tracker ist von der Firma SPOT LLC. Und heißt SPOT Gen3. Er hat genau die Features, die ich mir für meinen Roadtrip vorstellte. Das Tracking meiner Route und eine Funktion, um Hilfe im Notfall zu erhalten. Am Gerät gibt es nur sechs Tasten und sechs Leuchtdioden. An/Aus Schalter, Tracking und dazu vier Message Buttons (dazu unten mehr).
Mit ein paar Telefonaten hatte ich schnell herausgefunden, dass eine Firma in Darmstadt, die auch Satellitentelefone verkauft, den SPOT Gen3 vorrätig hatte. Für ca. 150 Euro konnte ich das Gerät dann schon am nächsten Tag abholen.
Vorher hatte ich mich noch im Internet schlau gemacht, ob dieser GPS Tracker denn überhaupt das Gebiet, durch das ich fahren wollte, abdeckt. Ja, das tut er (gelb-braun im Bild dargestellt). So, wie fast die gesamte Welt.
Nur der Nordosten von Kanada und Grönland sind nicht abgedeckt. Und falls ich tatsächlich noch mal durch die Türkei und den Iran nach Dubai fahre, dann wird es auch etwas schwierig. Denn die Arabische Halbinsel und das Mittlere Afrika sind nur schwach abgedeckt (schraffiert dargestellt).
In dem Zusammenhang erfuhr ich auch, dass die Firma SPOT LLC eine Tochterfirma von Globalstar Inc. (Seite nur in Englisch) ist, die ein Netz von 48 Satelliten betreibt.
GPS Tracker Registrierung und Aktivierung
Mit dem Gerät allein kann man noch nichts anfangen. Man muss es im Internet auf der Seite findmespot.com registrieren und ein Benutzerkonto anlegen.
Auf dieser Seite seht ihr übrigens, dass der SPOT Gen3 schon nicht mehr verkauft wird.
Er hat einen Nachfolger, den SPOT Gen4. Der scheint nicht viel anders zu sein. Aber das auffällige Design des SPOT Gen3 finde ich besser als das des Nachfolgemodells.
Registrierung und Aktivierung sollte man vor der Abreise durchführen.
Schon um das Gerät vor einer Reise ausprobieren zu können.
Über den Tracker selbst ist eine Aktivierung und Registrierung nicht möglich. Dazu braucht man eine Internetverbindung. Und die einfachste Möglichkeit zur Registrierung ist am Laptop.
Der Service kostet für ein Jahr ungefähr 200 – 250 Euro. Je nachdem, welche Optionen man wählt.
Ob man beispielsweise nur alle 10 Minuten tracken möchte, oder alle 5 oder sogar alle 2½ Minuten.
Und ob man eine komplette Search and Rescue Mission mit bis zu 100.000 US Dollar Kostenerstattung dazu bucht.
Die gibt es allerdings nicht für alle Länder.
Zum Beispiel sind der Iran, Nordkorea, Afghanistan, Lybien und Syrien davon ausgeschlossen.
Im Benutzerkonto muss man dann verschiedene Einstellungen für den Tracker vornehmen.
Für sein Gerät, die Kartendarstellung und seine persönlichen Daten.
Hier bekommt man auch einen Link zum Abruf seiner Trackingdaten.
Und schließlich kann man dort drei Messages hinterlegen. Zusammen mit Emailadressen und/oder Telefonnummern.
Wenn man dann unterwegs die entsprechende Taste auf dem Tracker drückt, wird die Nachricht den definierten Empfängern per Email und/oder SMS zugestellt.
Der GPS Tracker in Aktion
Wie bereits erwähnt gibt’s nur sechs Tasten auf dem Gerät.
Eine An/Aus Taste.
Und eine Taste fürs Tracking.
Beide sollte man einschalten, wenn man losfährt.
Und vier Tasten für die Nachrichten, die man in seinem Account hinterlegt hat und nun versenden möchte.
Drei dieser Nachrichten kann man selbst definieren.
Für die OK Message habe ich zum Beispiel hinterlegt: “Alles in Ordnung, kein Grund zur Sorge. Wollte mich nur mal kurz via GPS melden.”
Und für die eigene Nachricht (Custom Message): “Mir geht’s gut, bin nur gerade ohne Handyempfang und bleibe auch noch etwas hier.”
Dann gibt es noch die Hilfe und die SOS Nachrichtentaste. Beide sind extra mit Klappen abgedeckt, damit man sie nicht aus Versehen drückt.
Für die Hilfe Nachricht hatte ich folgenden Text hinterlegt: “Habe Probleme und benötige Hilfe. Melde mich sobald Handyempfang vorhanden.”
Beim Drücken der SOS Taste wird unmittelbar ein Search and Rescue Center in den USA aktiviert. Wenn man diese Option gebucht hat.
Dort werden dann drei Teams gebildet. Eins, das die Position des Trackers im Auge behält, eins das Behörden, Botschaften und private Dienstleister in dem Land aktiviert und an die Stelle schickt, von dem das Tracker Signal kommt. Und ein drittes, das Kontakt zu den im System hinterlegten Angehörigen aufnimmt.
Gebraucht hätte ich schließlich keine dieser Nachrichten. Aber mein Sohn wollte das mit dem Mailversand mal ausprobieren. Also habe ich ab und zu eine OK oder eine Custom Message geschickt.
Und mit der Möglichkeit der SOS Taste habe ich mich auf meiner ganzen Fahrt nie unsicher gefühlt. Auch nicht bei meinem Get-Lost in der Mongolei und im Westen Kasachstans.
Batterien für den GPS Tracker
Noch ein Wort zur Stromversorgung. Der GPS Tracker kann mit vier Batterien (AAA) oder entsprechenden Akkus laufen. Ich hatte Batterien genommen und auch 12 Ersatzbatterien dabei. Denn SPOT empfiehlt nur eine ganz bestimmten Batterietyp.
Und den sollte man auch nehmen. Denn ich habe gemerkt, dass diese Batterien am Ende ihrer Lebenszeit nicht schwächer werden. Sondern dann einfach gar keinen Strom mehr liefern. Also entweder voll funktionieren oder aber gar nicht.
Für einen GPS Tracker ist das wichtig. Denn normale Batterien werden über längere Zeit schwächer. Das könnte dazu führen, dass es zwar so aussieht, als ob der GPS Tracker noch funktioniert. Aber in Wirklichkeit ist das abgegebene Signal dann zu schwach für die Satelliten.
Ohne SPOT geht’s nicht – aber mit Spotwalla geht’s besser
Leider reichen Registrierung und Aktivierung des Gerätes bei SPOT nicht aus. Jedenfalls dann nicht, wenn es eine hübschere Kartendarstellung für die Route sein soll. Und man seine Trackingdaten lange behalten möchte.
Denn die Kartendarstellung ist bei SPOT nicht so richtig schön. Und die Tracker Daten werden dort auch nur 30 Tage lang gespeichert.
Man müsste also dauernd wieder auf die Seite gehen und sich seine neu hinzugekommenen Datenpunkte herunterladen, wenn man einen längeren Trip insgesamt sichern möchte.
Doch für diese Probleme ist Hilfe nahe! Und zwar in Form des kostenlosen Programms Spotwalla.
NACHTRAG JAN 2022 – Nun ist ab Februar 2022 auch Spotwalla leider nicht mehr kostenlos. Daher habe ich meinen Account dort erst mal deaktiviert. Bis ich ihn vielleicht wieder mal brauche. Vorher habe ich natürlich meine Tracker-Daten dort heruntergeladen.
Wenn man sich dort ein Benutzerkonto erstellt hat, kann man seine Tracking Daten automatisch in Spotwalla übertragen. Live, im Augenblick ihrer Erstellung durch den GPS Tracker.
Und die bleiben solange in Spotwalla erhalten, bis man sie dort löscht. Auch, wenn sie in SPOT selbst schon lange nicht mehr vorhanden sind.
Die Kartendarstellung der Route ist in Spotwalla auch etwas hübscher als in SPOT.
Man registriert in Spotwalla seinen Tracker und gibt sein Profil mit verschiedenen Präferenzen ein.
Dann legt man noch einen Trip an. Den verlinkt man auf seine Daten bei SPOT. Dann werden die sofort hierher übertragen.
Zu seinem Trip in Spotwalla erhält man ebenfalls einen Link. Und den kann man dann in seine eigene Website einbinden. So habe ich das für die Darstellung meines Roadtrips hier im Blog gemacht.
Wie das im einzelnen funktioniert, hat ein Motorrad-Blogger in einer sehr detaillierten Anleitung beschrieben. Deshalb brauche ich das hier nicht alles selbst noch mal zu erklären. Danke Phil!
Und auch wenn SPOT und Spotwalla unterdessen ihre Webauftritte überarbeitet haben, kommt man mit der Anleitung noch gut zurecht. Vor allem, weil die Bezeichnungen im Wesentlichen gleich geblieben sind.
Defizite in Spotwalla
Aber auch Spotwalla hat noch Defizite. Vor allem, weil die Zeitangabe der dargestellten Trackingpunkte relativ ist. Sie geht immer vom aktuellen Tag aus. Und man muss die Darstellung eines abgeschlossenen Trips auf seiner Website ständig nachjustieren.
Beispiel: Heute (31.01.2020) sind es 1.027 Tage, seitdem ich meinen Roadtrip am 11.04.2018 begonnen habe. Also 24.648 Stunden. Morgen sind es dann schon 1.028 Tage, 24.672 Stunden.
Und diese Stundenzahl muss auf der eigenen Website im Link zu den Spotwalla Daten aktualisiert werden. Sonst fehlen dort im Laufe der Zeit immer mehr Datenpunkte vom Anfang des Trips. Und irgendwann wird der Trip gar nicht mehr angezeigt.
Was bei Spotwalla auch nicht (so einfach) geht, ist die Begrenzung auf einen bestimmten Teil des Trips. Genau das habe ich aber für die Karten der einzelnen Länder in meinen Posts gebraucht.
Und schließlich hätte ich gerne eine Darstellung in Google Maps anstatt in Open Street Map wie in Spotwalla. Einfach, weil ich das schöner finde.
Für eine Lösung habe ich dann ein bisschen im Internet herumgestöbert. Und habe einen Route Converter gefunden, der mir die benötigten Features zur Verfügung stellt.
RouteConverter für GPS Tracker Daten
Ein kleines, kostenloses, aber ziemlich mächtiges Programm. Zur Nachbearbeitung einer Route. Also nicht zur Live-Verfolgung eines Trips. Dafür ist Spotwalla da.
Man lädt es sich runter und kann dann mit seinen GPS Tracker Daten beliebig herumspielen. Und sie auch ergänzen, falls man mal vergessen hat, seinen GPS Tracker anzuschalten.
Und das Schönste ist: Das Programm kann mit sehr vielen unterschiedlichen Dateiformaten umgehen. Denn in dieser Branche kocht leider jeder Anbieter sein eigenes Süppchen.
Garmin, Google, Haicom, Magellan, SPOT und Spotwalla, TomTom und andere können immer nur ganz bestimmte Dateiformate einlesen oder speichern, meistens nur die eigenen 😉
Ich habe also die gesamten 8.359 Datenpunkte meiner Route von Spotwalla heruntergeladen und in Routeconverter eingelesen.
Und dort für jedes durchquerte Land eine eigene Karte erstellt. Indem ich die GPS Trackerpunkte vor und nach dem jeweiligen Land einfach aus der Liste gelöscht habe. Bei 21 Ländern war das nur ein bisschen Fleißarbeit.
Dann braucht man die bearbeiteten Kartendaten nur noch aus RouteConverter zu exportieren.
In meinem Fall in das .gpx Format, das wiederum bei Google Maps einlesbar ist.
Aber es sind auch noch ganz viele andere Exportformate für die verschiedensten Navigationssysteme möglich.
Import in Google Maps
Dazu braucht man ein Google Konto. Aber ich denke, das werden die meisten von euch haben.
Man meldet sich in seinem Konto an und geht auf Google Maps.
Dort findet man im Menü (die drei Striche) unter “Meine Orte” – “Karten” ganz unten den Punkt “Karte erstellen”.
Den wählt man aus und kann unter “Importieren” seine zuvor aus dem RouteConverter gespeicherten GPS Tracker Daten einlesen.
Der Rest ist noch ein wenig Kosmetik 😅 Kartenart wählen, Farbe und Breite der Route, vielleicht auch noch Fotos und/oder Labels hinzufügen.
Schön dabei ist auch, dass Google Maps direkt die Streckenlänge der jeweiligen Route anzeigt.
Zum Schluss kann man den Link zur erstellten Google Map kopieren und an seine Freunde verteilen oder auf seiner Website einbinden.
Man kann die Map aber auch mit einem Screenshot oder einem Tool wie zum Beispiel Greenshot (nur Englisch) abfotografieren. Und dann das Bild auf seiner Website posten. So habe ich das gemacht.
Das Ergebnis seht ihr zum Beispiel oben im Titelbild. Und in jedem meiner Länderposts.
Geo Tracking macht Spaß
Nun hoffe ich, dass eure Frage “Wie funktioniert das eigentlich mit dem GPS Tracker?” beantwortet ist. Und vielleicht der eine oder andere überlegt, so etwas auf seinen Wander- oder Fahrradtouren auch mitzunehmen.
Ich habe damit kein Problem, aber besonders in Deutschland sind ja sehr viele Menschen recht datensensibel. Ja, Geo Tracking bedeutet, dass andere wissen, wo ihr euch gerade befindet. Jedenfalls dann, wenn ihr die Daten live irgendwo postet.
Aber man kann den Tracker ja auch ausschalten. Zum Beispiel wenn man abends jemanden besucht 😉
Und man kann in Spotwalla einen Geo-Fence anlegen. Zum Beispiel um seine Wohnung. Damit niemand weiß, wo die ist, wenn ihr auf Tour seid…
Dann beginnen und enden die Daten auf der Live-Map eben nicht an der Wohnung, sondern zum Beispiel erst ab einem Umkreis von 15 – 20 Kilometern um die Wohnung.
Eine Möglichkeit, die ich in Spotwalla vermisse (oder bisher nicht gefunden habe), wäre die zeitversetzte Darstellung eines Trackings. Zum Beispiel 24 Stunden später.
Falls ihr nun noch weitere Fragen rund um das Thema Geo Tracker habt, dann könnt ihr euch gerne bei mir melden.
Cheers, Rüdiger 😎

Samstag, der 24. November 2018, 12:57 Uhr. Ich war wieder in Deutschland. Von der Grenze zwischen Deutschland und Österreich hätte ich gar nichts gemerkt. Wenn an der Bundesstraße nicht plötzlich das Hinweisschild zu den erlaubten Geschwindigkeiten in Deutschland gestanden hätte.
Es gab keine Kontrollstelle, kein Gebäude, keine Landesflaggen, nichts. Nur wenn man genau hinschaut, sieht man auf dem Foto eine rot-weiße Schranke im Hintergrund, die wohl bei Bedarf für eine Kontrolle geschlossen wird.
Hier habe ich dann doch erst mal angehalten. Nicht nur, um das Foto zu machen. Sondern auch, um noch mal zu verstehen, dass ich es wirklich geschafft hatte.
Gut, ich war noch nicht zu Hause. Bis dahin fehlten noch 630 Kilometer. Aber schon so gut wie. Denn wenn jetzt noch etwas mit dem Landcruiser sein sollte genügte ein Anruf, und der Automobilclub würde ihn mir zu Hause vor die Garage stellen.
Das war auf der ganzen Fahrt meine größte Sorge gewesen. Dass irgendetwas mit dem Wagen sein könnte und ich nicht mehr weiterkäme. Nun, es war nichts gewesen, außer den beiden Inspektionen in Kasachstan und Griechenland. Ich habe auf der ganzen Fahrt auch nicht einmal den Ölstand und Reifendruck kontrolliert.
Den Ölstand nicht, weil die Öldruckanzeige jeden Tag im grünen Bereich war. Und den Reifendruck nicht, weil ich dazu in den meisten Ländern erst mal einen Reifenhändler hätte finden müssen. Denn die Tankstellen hatten erst in Mitteleuropa Luftprüfgeräte.
Meine Route durch Deutschland
Für meine Fahrt durch Deutschland hatte ich mir noch drei Stopps vorgenommen: In Garmisch-Partenkirchen, in München und in Rothenburg ob der Tauber. Und zwar aus ganz bestimmten Gründen.
Von Garmisch aus wollte ich auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze in den Alpen. Die liegt da ganz in der Nähe.
Und in München wollte ich das Olympiagelände von 1972 besuchen. Dort war ich trotz mehrerer – meist dienstlicher – Aufenthalte in München noch nie gewesen.
Rothenburg ob der Tauber erreicht man zwar von Frankfurt aus auch in einem Tagesausflug. Aber ich war noch nie dort und wollte an meinem letzten Fahrtag nicht 400 Kilometer von München nach Frankfurt fahren.
Garmisch und Zugspitze
War es bei Innsbruck am Morgen noch sonnig gewesen änderte sich das zunehmend Richtung Garmisch. Es regnete in Strömen. Toller Empfang… So bin ich gegen Abend nur mal kurz über den Weihnachtsmarkt dort geschlendert. Und habe fürs Handy eine SIM-Karte für Deutschland gekauft.
Natürlich hätte ich in Deutschland auch die SIM Karte aus meinem deutschen Handyvertrag benutzen können. Aber der hatte nicht so richtig viel mobiles Datenvolumen. Weil ich das auch nie gebraucht hatte.
Mit der Zugspitzbahn auf den Gipfel
Eigentlich wollte ich am nächsten Tag mit der neuen Seilbahn auf die Zugspitze fahren. Die war erst im Dezember 2017 eröffnet worden. Und wirbt mit dem Slogan “Vom Tal bis zum Gipfel – State of the Art.” Aber schon im September 2018 gab es dort einen Unfall. Und daher war sie bei meinem Besuch schon wieder stillgelegt…
Daher habe ich dann am nächsten Morgen gleich den ersten Zug der alten Zahnradbahn genommen. Denn im Hotel meinte man, ab mittags könnte es dort voll werden. Zumal es ein Sonntag war.
Nach einer Stunde auf der Bergstation angekommen steigt man dann direkt um in eine kleine Seilbahn. Und fährt mit der in 5 Minuten noch mal 350m höher auf die Aussichtsplattform am Gipfel.
Tatsächlich hatte sich das frühe Aufstehen gelohnt. Ich brauchte mich hier oben nicht mit vielen anderen Touristen um die besten Plätze für Fotos zu streiten. Die kamen erst am Mittag, als ich mich bereits auf den Rückweg machte. Dann sieht es auf der Aussichtsplattform eher aus, wie in einem Abfluggate 😉
Das Gipfelkreuz der Zugspitze lag schon in der Sonne.
Von der Aussichtsplattform kann man da auch irgendwie rüber.
Aber das sollten besser nur Bergsteiger tun. Steht jedenfalls auch auf einem Schild dort. Mit Turnschuhen wird das eher nichts.
Tolle Sicht über die Alpen und ins Tal
Obwohl die Aussichtsplattform ziemlich verbaut ist findet man doch überall Ecken, in denen man entweder eine wunderbare Aussicht ins Tal hat.
Oder über die umliegenden Berggipfel der Alpen.
Und wer mag, der kann hier auch gleich nach Österreich weiterreisen.
Denn quer über den Gipfel der Zugspitze verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich.
Auch auf der österreichischen Seite gibt es eine Seilbahn. Übrigens schon seit 1926. Vier Jahre früher als die Zahnradbahn auf deutscher Seite.
Was allerdings die Haltestelle der Münchner Verkehrsbetriebe direkt gegenüber auf der Aussichtsplattform der Zugspitze soll, das hat sich mir nicht erschlossen.
Denn Busse und Straßenbahnen fahren hier jedenfalls nicht hoch. Marketing?
Zurück an der Bahnstation
Nach der kurzen Seilbahnfahrt zurück zur Bahnstation kann man dort entweder noch mal ein bisschen im Schnee herumlaufen.
Oder sich mit einem Kaffee in einem Liegestuhl des Bergrestaurants sonnen.
Das hat übrigens eine eigene Postleitzahl: 82475 Zugspitze. Ja, in Deutschland ist eben alles geregelt. Könnte ja sein, dass der Postbote sich sonst dort oben verläuft 😅
Am Nachmittag wieder unten im Tal angekommen erwartete mich das gleiche Wetter wie schon morgens. Grau und regnerisch.
Wie gut, dass ich den Tag auf dem höchsten Berg von Deutschland in knapp 3.000m Höhe verbracht hatte.
Nach München
Direkt am nächsten Morgen musste ich noch etwas ganz Wichtiges erledigen. Nämlich mir eine grüne Plakette für den Landcruiser beim TÜV besorgen. Die wird in Deutschland in den meisten Innenstädten von größeren Orten benötigt, wenn man dort mit dem Auto hineinfahren will. Und sie besagt, dass der Motor den gültigen Abgasstandards entspricht.
Also suchte ich mir gleich in der Nähe von Garmisch einen TÜV. Der Mitarbeiter fragte natürlich zuerst nach dem Fahrzeugschein. In dem die Abgasnorm des Autos eingetragen ist. Aber nicht bei einer Zulassung des Fahrzeugs in Australien.
Ich konnte ihm ja nur den selbst ausgedruckten Zettel der Zulassung in Australien zeigen. Mit den Angaben, die dort in der EDV hinterlegt sind. Und außer Kennzeichen, Fahrgestellnummer, Autotyp und Autofarbe steht da nicht viel.
Damit war ich zwar bisher 19 Mal über eine Grenze gekommen. Aber ob das bei einem deutschen TÜV-Mitarbeiter auch funktionieren würde?
Nachdem der Mann mit dem Papier nichts anfangen konnte, fragte er nach dem Baujahr des Wagens. 2011.
Und meinte dann nur knapp “Na, da wird er ja die Vorgaben wohl einhalten”. Und für 6 Euro bekam ich eine grüne Plakette für das australische Kennzeichen.
Wieder ein Meilenstein geschafft. Denn nun konnte ich bis zur Fahrzeuganmeldung in Deutschland fast überall mit dem Landcruiser herumfahren.
Danke nochmal, an den freundlichen TÜV-Mitarbeiter im tiefsten Bayern!
Das Wetter war mir dagegen überhaupt nicht wohlgesonnen.
Je näher ich München kam, ums schlechter wurde es. Und das blieb auch leider die zwei Tage dort so.
Olympiagelände
Einen Parkplatz in München zu finden ist schwierig. Daher habe ich etwas außerhalb in Erding gewohnt und meine Tour mit der S-Bahn gemacht. Als erstes zum Olympia Gelände. Hier fanden 1972 die Olympischen Spiele statt. Und ich hatte einen ganz bestimmten Grund, warum ich das sehen wollte.
Denn im Sommer 1972 war ich bei der Bundeswehr. In Lüneburg. Und musste sonntagsabends von Hamburg nach Lüneburg mit dem Zug zur Kaserne fahren.
Und in diesem Zug waren während der Olympiawochen junge Leute aus vielen Ländern, die weiter nach München fuhren.
Die freuten sich auf eine schöne Zeit dort. Nur ich musste in Lüneburg aussteigen und mich am Montagmorgen wieder mit den militärischen Vorgesetzten rumärgern.
Deshalb wollte ich mir jetzt das Olympiagelände ansehen. Und vor allem auf den Fernsehturm. Nur, das Wetter war nicht danach.
Man konnte von der Aussichtsplattform oben nichts sehen.
Sogar die Frau an der Kasse fragte mich, ob ich denn da wirklich hoch wollte, denn das war nicht ganz billig. Ja, das wollte ich, auch wenn ich von dort oben wirklich nichts – aber auch gar nichts – gesehen habe. Dafür war ich aber der einzige Besucher…
Unten war es zwar auch nicht viel besser, aber ich bin dann doch noch drei Stunden über das Gelände gelaufen. Und habe mir vorgestellt, wie es wohl im Sommer 1972 hier ausgesehen hat.
Innenstadt
Auch in der Innenstadt war es nicht anders als am Oberwiesenfeld auf dem Olympiagelände.
Mal regnete es, mal schneite es.
Und jeder versuchte, so schnell wie möglich wieder ins Warme und Trockene zu kommen.
Immerhin bin ich auch noch drei Stunden in der City herumgelaufen und habe mir dabei wenigstens mal die Frauenkirche angesehen.
Die liegt auch in der Altstadt und zählt zu den Wahrzeichen von München.
Gebaut wurde sie bereits 1494, aus Backstein.
Die Türme sind fast 100m hoch und von weither sichtbar. Auch, weil in der Innenstadt schon lange kein anderes Gebäude höher als 100m gebaut werden darf.
Auf dem Weg zurück zur S-Bahnstation kam ich dann am Hofbräuhaus vorbei. Da musste ich erst mal rein und mich aufwärmen.
Das Hofbräuhaus steht schon seit 1607 an der heutigen Stelle. Aber das jetzige Gebäude wurde erst 1897 errichtet.
Die Bierbrauerei wurde dabei an eine andere Stelle verlegt. Und übrig blieb hier der Bierausschank mit der Gastwirtschaft.
Die sichert dem bayerischen Staat beträchtliche Einnahmen. Denn erst gehörte sie den bayerischen Herrschern und seit 1852 dem Staat. Tägliche kommen bis zu 35.000 Besucher aus aller Welt. Und die lassen sich ihr Bier schon was kosten.
Im Erdgeschoß gibt es Platz für 1.000 Personen, im Obergeschoß für 1.500 weitere. Und noch mal 1.000 Gäste können in anderen Räumen bewirtet werden.
Gerne hätte ich mir noch die vielen anderen schönen Plätze von München angesehen. Oder den Englischen Garten.
Doch leider war dazu das Wetter einfach zu schlecht. Na ja, und so weit ist ja Deutschlands heimliche Hauptstadt von Frankfurt aus nicht.
Rothenburg ob der Tauber
Die 260 Kilometer von München nach Rothenburg ob der Tauber waren am nächsten Tag schnell gefahren. Allerdings macht das mit dem Landcruiser wenig Spaß auf einer deutschen Autobahn!
Denn ich fuhr konstant mit ca. 80 km/h. Einmal, um Sprit zu sparen. So brauchte ich ca. 11 Liter pro 100 Kilometer. Bei 100 km/h wären es jedoch bereits 13 Liter. Und zum anderen, weil so der Motor mit 2.000 – 2.200 Umdrehungen pro Minute nur gering belastet wird.
Die LKW fuhren jedoch mit etwa 85 bis 89 km/h. Obwohl sie auf der Autobahn eigentlich auch nur 80km/h fahren dürfen. Bergab und auf gerader Strecke wurde ich also von ihnen überholt. Während es dann an der nächsten Steigung andersherum war. Das war schon ziemlich nervig. Also fuhr ich nach einiger Zeit von der Autobahn ab und auf einer Bundesstraße weiter nach Rothenburg.
Zurück ins Mittelalter
Stadtmauer, Türme, alte Häuser und enge Gassen. Das sieht man hier und auch auf dem Titelbild in diesem Post.
Kein Wunder, dass Rothenburg auch von vielen Touristengruppen aus China, Japan und den USA besucht wird. So wie Heidelberg.
Aber den kann man aus dem Weg gehen. Am frühen Morgen sind sie noch nicht da und am Nachmittag bereits weitergezogen.
Google Maps schickte mich mit dem Landcruiser quer durch die Stadt.
Obwohl ich ein kleines Hotel außerhalb der Stadtmauern hatte.
Doch irgendwann hatte ich das dann doch erreicht und konnte mich dann zu Fuß auf den Weg machen.
Erst mal durch die Stadt, über den Marktplatz bis ans Ende des Ortes zum Burggarten.
Denn von dort hat man einen tollen Blick auf Rothenburg und das Land ringsum.
Eine Burg gibt’s hier allerdings nicht mehr. Die wurde schon vor einigen Jahrhunderten abgerissen. Vermutlich von den Rothenburger Bürgern, die Steine für ihren Hausbau brauchten.
Stadtführung mit Nachtwächter
Irgendwo entdeckte ich dann einen Hinweis auf eine abendliche Stadtführung.
Mit dem Nachtwächter.
Der musste im Mittelalter nachts seine Runden durch die Stadt drehen, Wache halten und die Bürger vor Feuer, Überfällen und anderen Gefahren warnen.
Es war zwar ziemlich windig und kalt, trotzdem hatte sich am Abend eine kleine Gruppe von sieben Leuten am Rathaus eingefunden.
Und diese Führung hat sich wirklich gelohnt!
Sie dauerte knapp zwei Stunden und führte einmal quer durch die Stadt.
Dabei hat uns der junge Mann viel und amüsant über die Geschichte von Rothenburg erzählt.
Falls ihr mal einen Abend dort verbringt, kann ich diese Führung wirklich nur empfehlen.
An und auf der Stadtmauer entlang
Am nächsten Morgen bin ich dann noch einmal um die Altstadt gelaufen.
Denn die Stadtmauer, die sie umgibt, ist begehbar.
Jedenfalls zu großen Teilen.
Immer wieder gibt es hier Treppen, die nach oben auf die Mauer führen.
Am besten kann man sie auf dem Turmweg erkunden.
Der ist vier Kilometer lang und führt nicht nur zu den sechs Stadttoren.
Sondern zu vielen der insgesamt 42 Türme der Stadt.
Den Rathausturm und einen weiteren kann man auch besteigen.
Und von dort aus einen wunderschönen Blick über Rothenburg genießen.
Oder man macht von der Stadtmauer aus immer wieder mal einen Abstecher in die Stadt.
Coming home
Als ich am nächsten Vormittag meine Sachen in den Landcruiser packte, fand ich dort eine nette Überraschung.
Irgendwer hatte sich wohl das Kennzeichen angesehen. Und dann diesen hübschen australischen Bierdeckel besorgt und mir unter den Scheibenwischer geklemmt. Wie schön!
Und ich konnte mich nicht mal dafür bedanken. Weil keine Adresse oder Telefonnummer dabei stand.
Dann war es soweit.
Am Freitag, den 30. November 2018 lagen die letzten 196 Kilometer meines Roadtrips von Australien nach Deutschland vor mir.
Leider wieder größtenteils bei sehr schlechtem Wetter, grau und regnerisch.
Bei Würzburg machte ich mittags noch mal Pause. Im Wertheim Village Outlet Center. Nicht, um dort etwas zu kaufen, nur zum Lunch.
Und eigentlich hatte ich wenig Lust, nach Hause zu fahren.
Der Gedanke, dass es nun nicht mehr jeden Tag weiterging, der gefiel mir überhaupt nicht. Weiter nach Frankreich, Spanien und Portugal.
Mein Sohn hatte in Georgien mal ausgerechnet, dass die Strecke von Wladiwostok nach Lagos in Portugal die längste Strecke ist, die man weltweit auf der Straße fahren kann.
Ich war nun 25.647 Kilometer gefahren. Ohne die Fähren über das Kaspische und Schwarze Meer 23.980 Kilometer.
Über Berge und durch Wüsten. An Seen entlang und durch Wälder. Durch einsame Landschaften und Millionenstädte.
Am Nachmittag um 15:30 Uhr stellte ich den Motor ab. Nach 234 Tagen wieder zu Hause. Aber es dauerte noch ein paar Wochen, bis ich auch selbst dort wirklich angekommen war.
Ruedi Returns
Wie beim Abschied Ende Januar versprochen, besuchte ich kurz vor Weihnachten meine ehemaligen Kollegen. Und es war ein großartiger Empfang!
Bei der Ankunft wurde ich schon vor dem Gebäude begrüßt. Mit Fahnen und einem riesigen Plakat.
Und drinnen gab es dann noch Kaffee und Weihnachtsgebäck. Unter dem Slogan “Ruedi Returns”. Auch den hatte sich meine Lieblingskollegin ausgedacht.
Die 18 Monate zuvor schon die Idee zu “Ruedi Retyres” und diesem Blog hatte. Nachdem ich die Website “Rentner Goes Adventure” ablehnte 😅
Wie gerne wäre ich am nächsten Tag gleich wieder arbeiten gegangen. Mit diesen tollen Kollegen!
Wieder in Deutschland
Es ist möglich, ein Auto von Australien nach Deutschland zu fahren. Mit Ausnahme der Strecke über den Pazifik natürlich. Dazu fand ich den Spruch im Hotelprospekt in Garmisch-Partenkirchen ganz passend.
Egal, ob das nun der österreichisch-tschechische Schriftsteller Franz Kafka gesagt hat. Oder der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche, wie andere sagen. Oder der spanische Lyriker Antonio Machado, wie dritte meinen.
Im Jahr 2019 wurde der Landcruiser dann in Deutschland zugelassen. Auf Basis einer Einzelbetriebserlaubnis nach §21 StVZO. Wen es interessiert wie so etwas abläuft, der findet Einzelheiten dazu in einer .pdf Datei auf meiner Infoseite.
Und wenn 2020 die Pandemie das Reisen nicht unmöglich gemacht hätte, wäre ich damit schon im letzten Jahr über die Türkei und den Iran nach Dubai zur Expo gefahren.
Aber die ist ja nun auch verschoben. Vielleicht findet sie ja Ende dieses Jahres statt. Und dann geht’s wieder los.
Oder durch die Atacama Wüste in Südamerika. Oder einfach nur an die Ostsee. Durch Polen und die Baltischen Staaten nach Kaliningrad. Und weiter nach St. Petersburg und Finnland.
Oder einen Teil des Weges von Frankreich in die Mongolei, den meine polnischen Freunde nach der Pandemie vorhaben.
Ihr seht, Pläne gibt’s schon noch genug. Und wenn die Wirklichkeit werden, gibt’s auch wieder neue Posts an dieser Stelle.
Bis dahin Cheers, Goodbye und Auf Wiedersehen
Rüdiger 😎
Videos Deutschland
Zum Schluss noch meine Videos. Zuerst mal das Dashcam Video von Deutschland (4m 02s, 718 MB; Musik: World Map – Jason Farnham und Motivating and Upbeat Background Music – Morning Light Music).
- Grenze zwischen Österreich und Deutschland
- Garmisch-Partenkirchen
- Zugspitze
- München
- Rothenburg ob der Tauber
- Nach Hause
- Ruedi Returns
Und das YouTube Video von 2019 über Österreich und Deutschland.

Österreich. Nachbarstaat von Deutschland. Das letzte Land auf meinem Roadtrip von Australien nach Hause.
Von der slowakischen Grenze ging es erst mal 70km nach Wien. Von dort aus weiter westlich nach Salzburg und Innsbruck. Und schließlich zwischen Scharnitz (Österreich) und Mittenwald (Deutschland) zur deutschen Grenze.
Österreich. Eines der Lieblingsurlaubsländer der Deutschen. Die meisten von euch werden schon mal dort gewesen sein. Im Sommer zum Bergsteigen oder Wandern. Und im Winter zum Skilaufen. Oder zu einer Städtetour in Wien – das ganze Jahr über. Darum will ich hier auch nicht zu detailliert über Österreich berichten. Sondern mich auf das beschränken, was ich dort erlebt habe und toll fand.

650km durch Österreich. Von Wien nach Salzburg und von dort am Nordrand der Alpen weiter nach Innsbruck
Am Morgen hatte ich mir noch in Bratislava die Strecke zum Hotel in Wien auf Google Maps heruntergeladen. Damit ich den Weg durch die Stadt leicht finde.
Denn in Wien hatte ich ein Hotel mitten in der City. Eigentlich wäre ich lieber am Stadtrand geblieben. Doch dann hätte ich jedes Mal erst öffentliche Verkehrsmittel für den Weg in die Stadt nehmen müssen. Also hatte ich mich auf die Hotelangabe verlassen, dass es dort Parkplätze gibt. Die waren auch da. Allerdings leider nur in einer Tiefgarage mit einer Höhe von 2.30m. Zu niedrig für den Landcruiser.
Ich fragte also beim Check-in nach einer Parkmöglichkeit. Die freundlichen Damen gaben mir den Tip, auf einem Park- und Ride Parkplatz an der S-Bahn zu parken. Das klappte auch. Allerdings hatte es einen Nachteil. Der Parkplatz war fünf Kilometer vom Hotel entfernt. So ganz wohl war mir nicht dabei, den vollgepackten Landcruiser an einem Bahnhof allein zu lassen. Aber Wien ist eine sehr sichere Stadt sagte man mir. Und tatsächlich, vier Tage später habe ich ihn dann heil wieder abgeholt.
Wien – Hauptstadt von Österreich
Ein Mal bin ich schon früher hier gewesen. Vor 47 Jahren – im Frühjahr 1971. Auf einer Klassenfahrt. Damals wurde gerade die U-Bahn gebaut.
Na ja, die ist heute fertig und funktioniert perfekt! Und drei volle Tage hatte ich nun Zeit mir das anzuschauen, was mich interessierte. Denn damals mussten wir in Kleingruppen auch noch irgendwelche stadtbezogenen Projekte bearbeiten 😉
Stephansdom
Mitten in der Innenstadt steht das Wahrzeichen Wiens. Die “Dom- und Metropolitankirche zu St. Stephan und allen Heiligen”.
Kurz Stephansdom genannt, oder – noch kürzer – Steffl. Bereits im 12. Jahrhundert stand dort die erste Kirche.
Der Turm in seiner jetzigen Form wurde erst nach 74 Jahren Bauzeit 1433 fertiggestellt. Auch seitdem hat man außen und innen am Stephansdom immer wieder Veränderungen vorgenommen. Ganz interessant: In Österreich-Ungarn durfte keine Kirche höher als der Turm des Stephansdoms sein.
Den Dom zu fotografieren ist gar nicht so einfach. Eben weil er mitten in der Stadt steht. Und andere Gebäude eng drum herum.
Am liebsten hätte ich für ein Foto meine Drohne gestartet. Aber das ist ja nun mal in der Innenstadt völlig unmöglich.
Hofburg

Der Trakt der “Neuen Burg” wurde erst 1869 – 1919 angebaut. Man brauchte mehr Platz und a bisserl repräsentativ solls schon auch sein
18 Trakte, 19 Höfe und 2.600 Räume. Knapp 700 Jahre lang regierten von der Stadtresidenz Könige und Kaiser aus dem Hause Habsburg. Und eine Frau. Maria Theresia. Anfangs war es eine kleine Burg. Aber jeder Herrscher erweiterte sie mit neuen Trakten und Anbauten. Bis sie sich schließlich über eine Fläche von insgesamt 240.000 m² erstreckte. Und der größte (nicht religiöse) Gebäudekomplex in Europa ist.
Allein in der Hofburg kann man sich bestimmt länger als einen Tag aufhalten. Und dort die Festsäle und Salons der Kaiser besichtigen. Und die Zeremoniensäle und Kaiserappartements.
Oder die Kunstsammlungen und Museen.
Aber auch die Silberkammer und die Nationalbibliothek von Österreich, das Sissi Museum und die Spanische Hofreitschule.
Gleichzeitig lassen sich auch die verschiedenen Baustile aus der Zeit der Gotik, der Renaissance, des Barocks und der Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts erkunden.
Kein Wunder, dass die Habsburger unter chronischem Geldmangel litten.
Na ja, nicht anders als auch heute viele Staaten…
Für die Besichtigungen hatte ich aber nicht die Zeit. Und so bin ich nur mal durch die verschiedenen Trakte und Höfe durchgelaufen. Die sind mit Toren untereinander verbunden.
Burgtheater und Rathaus
Nach dem längeren Aufenthalt an der Hofburg ging es erst mal am Burgtheater vorbei. Das ist die wichtigste Schauspielbühne in Österreich und mit fast 1.200 Plätzen eines der größten Theater in Europa. 1888 wurde das heutige Gebäude eröffnet.
Und es gehört noch heute zu den bekanntesten und wichtigsten Theatern für deutschsprachige Stücke.
Übrigens auch für die Schauspieler. Wer hier auftreten darf und dann zum Theaterensemble gehört, der hat es geschafft. Und er macht auch im Film oder im Fernsehen Karriere. Wie zum Beispiel Klaus Maria Brandauer, Christiane Hörbiger, Ulrich Mühe oder Peter Simonischek.
Gegenüber dem Burgtheater, auf der anderen Seite der Ringstraße, steht das Rathaus. So ein bisschen sieht es aus, wie das Rathaus in Brüssel. Das Rathaus wurde wie viele Gebäude an der Ringstraße auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Mit 1.575 Räumen und 2.035 Fenstern.

Und gleich gegenüber der Rathausplatz und das Rathaus. Hier wurde grade der Weihnachtsmarkt eröffnet
Der Festsaal im 1. Stock ist 71m lang und 20m breit. Hier könnten gleichzeitig 1.500 Paare Wiener Walzer tanzen, wie die Stadtverwaltung stolz vermerkt. Ist aber leider feuerpolizeilich nicht erlaubt 😅
Auf dem Rathausplatz davor hatte gerade der “Wiener Adventszauber” (Weihnachtsmarkt) begonnen.
Daher hab’ ich auch nur den oberen Teil des Rathauses auf das Foto bekommen. Der Rest war von den Buden verdeckt. Aber immerhin gab’s hier Wiener Würstchen zum Lunch. Aber die heißen in Wien “Frankfurter”…
Ankeruhr
Quer durch die Altstadt ging’s dann zurück. Bis zur Ankeruhr.
Nein, die hat nichts mit der Donau zu tun. Und auch nicht mit der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft. Sondern mit einer Versicherung. Die Versicherungsgesellschaft “Der Anker” hatte 1911 die Idee, an ihrem neuen Firmensitz eine große öffentliche Uhr anzubringen.
An einer Brücke zwischen zwei Gebäuden. Drei Jahre hat die Realisierung gedauert.
Seitdem zeigt die Uhr 12 Figuren aus der Geschichte Wiens, jede Stunde eine andere. Um 12 Uhr mittags zeigt sie alle Figuren nacheinander. Eine hübsche Idee, finde ich.
Dinner bei Figlmüller
Eine ehemalige Kollegin meinte, in Wien müsste ich unbedingt ein Wiener Schnitzel essen. Im besten Schnitzel-Restaurant in Wien.
Das passte wunderbar, denn das Restaurant war gleich in der Nähe der Ankeruhr.
Und von dem Wiener – pardon Frankfurter – Würstchen am Mittag war ich auch nicht satt.
Weil es in Wien nun mal keine Kängurus gab fiel damit auch ein leckeres Kängurusteak aus. Die hatte ich in Australien so gerne gegessen…
Bei Figlmüller war es schon am späteren Nachmittag voll.
Ich denke am Abend bekommt man dort wohl nur einen Platz, wenn man vorher einen Tisch reserviert hat.
Doch ich hatte Glück und musste nur eine halbe Stunde warten.
Und der Tip der Kollegin war exzellent! Ich habe selten ein besseres Schnitzel gegessen.
Über den Preis in der Wiener Innenstadt will ich an dieser Stelle mal lieber schweigen.
Beim Demel nur ein Blick ins Schaufenster
Nach dem Schnitzel war ich satt. Und selbst wenn der K.u.K. Hofzuckerbäcker Demel noch aufgehabt hätte: Ich hätte hier heute nichts mehr essen können. So blieb nur ein Blick ins Schaufenster auf dem Rückweg zum Hotel.
1786 gegründet wird die Konditorei bald offizieller Hoflieferant. Kaiser Franz Joseph I. und seine Sissi lassen sich süße Köstlichkeiten in die Hofburg liefern.
Aber der Laden war auch ein Naschkatzen-Palast fürs Bürgertum.
Und das ist bis heute so geblieben. Denn merke: Ein typisches Wiener Café ist das erweiterte Wohnzimmer der Wiener.
Entdeckungen in der Umgebung
Für den nächsten Tag hatte ich noch geplant, einige Highlights außerhalb der City zu besuchen.
Das musste ich aber mit S- und U-Bahn machen.
Eigentlich waren es nur zwei: Das Schloss Schönbrunn und das Riesenrad im Wiener Prater. Schließlich wurden es dann aber drei. Dazu kam nämlich noch ein Besuch auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Schloss Schönbrunn
Mit der U-Bahn ging es am nächsten Morgen also zum Schloss Schönbrunn. Das liegt ca. 7km westlich der Innenstadt und der Hofburg.
Und obwohl ich mich recht früh auf den Weg gemacht hatte, waren die Japaner schon da als ich ankam. Wie ein paar Wochen zuvor in Griechenland bei den Meteora Klöstern…
Das erste Jagdschloss ließ hier schon 1570 der Erzherzog von Österreich bauen.
100 Jahre später musste dann ein repräsentativer Neubau her.
Am besten noch prächtiger als das Schloss Versailles bei Paris. Doch dazu fehlte das Geld. Also musste es eine Nummer kleiner sein.
Mitte des 18. Jahrhunderts bekam es dann seine heutige Form als Sommerresidenz der Kaiserin Maria Theresia.
Und ihrer Nachfolger.
Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war es kultureller und politischer Mittelpunkt der Habsburger Monarchie.
Schloss Schönbrunn hat 1.441 Zimmer und Säle, genug zur Repräsentation und Unterkunft der der Kaiserfamilie und des Hofstaates.
Heute ist es zum größten Teil Museum und gibt einen Einblick in damalige Welt der Reichen und Schönen.
Aber wer mag, kann seit 2014 in einem kleinen Teil des Schlosses eine 167m² große Suite mieten und mal selbst wie ein Kaiser wohnen.
Die Kosten? Nur 1.500 – 2.000 Euro pro Nacht. Das sollte einem dieser Spaß doch wert sein, oder?
Zumal man sich die Kosten ja auch teilen kann. Bis zu vier Personen können für den Preis hier übernachten. Mit Blick auf den Garten.
Prater
Von Schönbrunn einmal quer mit der U-Bahn durch Wien und ich war am Prater. Der liegt östlich der Innenstadt an der Donau. Und war früher kaiserliches Jagdgebiet. Erst 1766 wurde er für die Bevölkerung als Erholungsgebiet freigegeben.
Auch heute ist der größte Teil noch eine Auen- und Parklandschaft mit vielen Sportanlagen und Liegewiesen. Da bin ich von der U-Bahn Station auf einer Allee einmal quer durchgelaufen.
Bis zur Nordspitze und seinen Vergnügungspark, dem Wurstlprater. Am bekanntesten ist hier das Riesenrad. Auch ein Wahrzeichen von Wien.
Wenn man in Wien vom Prater spricht, meint man meistens nur diesen kleinen Teil des Rummelplatzes. Der Name Prater soll sich übrigens vom lateinischen Wort “pratum” (italienisch: prato, spanisch: prado) ableiten. Das bedeutet Wiese oder Aue.
Zentralfriedhof
Im Riesenrad auf dem Prater lernte ich eine deutsche Wochenendtouristin kennen. Und die wollte anschließend noch ins Bestattungsmuseum am Wiener Zentralfriedhof. Das fand ich ja auch ganz spannend und so habe ich mich ihr angeschlossen.
Erst mal brauchten wir 40 Minuten mit der U-Bahn dorthin. Und dann war das Museum leider genau an dem Tag geschlossen (Samstags Ruhetag). Also haben wir uns nur mal ein bisschen auf dem Friedhof umgesehen. Aber ohne Lageplan war es schwierig, Gräber bekannter Persönlichkeiten zu finden. Von Beethoven, Udo Jürgens oder Franz Schubert zum Beispiel.
Denn mit rund 330.000 Grabstellen gehört der Wiener Zentralfriedhof zu den größten Friedhöfen in Europa. Aber nach dem Trubel im Prater war auch der Spaziergang durch die Anlage ganz erholsam.
Letzter Tag in der Hauptstadt von Österreich
Zwei Sehenswürdigkeiten hatte ich mir am letzten Tag vorgenommen. Das Schloss Belvedere und das Hundertwasserhaus. Und am Abend noch einen Musicalbesuch.
Schloss Belvedere
Erst dachte ich ja, auch dieses Schloss etwas außerhalb der Innenstadt hätten die Habsburger gebaut. Haben sie aber nicht.
Es war die Sommerresidenz des Prinzen Eugen von Savoyen.
Der kam nach Österreich weil er in Frankreich nicht den passenden Job fand. Er sollte eine geistliche Laufbahn einschlagen, wollte aber lieber Karriere beim Militär machen.
Na ja, das hat er dann ja auch. In den Kriegen gegen die Türken.
Und wurde für seine Erfolge von den Habsburgern fürstlich entlohnt. Mit Geld und Ländereien. Und noch ein paar zusätzlichen Jobs, zum Beispiel Hofkriegsratspräsident und Diplomat.
So konnte er sich diese prachtvolle barocke Schlossanlage leisten.
Eigentlich besteht die aus zwei Schlössern, dem Oberen und dem Unteren Belvedere.

Auf dem Weg zum Belvedere bin ich hier vorbeigekommen. Soll ich hier freiwillig durchgehen? Oder läßt man mich hier freiwillig durchgehen?
Das Obere Belvedere liegt etwas höher an einem Hügel und diente zur Repräsentation. Im Unteren Belvedere wohnte Prinz Eugen. Dazwischen gibt es einen wunderschönen großen Garten. Mit Teichen, Brunnen und einer Wasserkaskade.
Heute kann man sich in den Schlössern Kunstausstellungen ansehen, vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Zum Beispiel von Egon Schiele, Oskar Kokoschka und Gustav Klimt.
Und wer mag, kann im Belvedere auch heiraten. Standesamtlich und/oder kirchlich.
Hundertwasserhaus

Schade, dass man das Hunderwasserhaus nicht von innen besichtigen darf. Aber da wohnen halt Menschen
Friedensreich Hundertwasser war ein österreichischer Maler und beschäftigte sich auch mit Architektur.
In Wien konnte er 1985 seine Idee eines terrassenförmigen begrünten Gebäudekomplexes zum ersten Mal verwirklichen.
Heute sind Dachbegrünungen schon fast alltäglich, aber damals war das revolutionär. Und unterdessen sind seine Bäume auf dem Dach zu einem Park herangewachsen.
Auch sonst ist dieses Haus ungewöhnlich: Bunt, ohne gerade Linien, mit unebenen Böden in den Fluren, verspielt und mit Türmen.
Später hat er übrigens noch mehr ungewöhnliche Gebäude entworfen: In Frankfurt am Main, Darmstadt, in der Schweiz und in Japan.
I am from Austria
Abends habe ich noch die österreichische Kultur unterstützt. Mit einer Eintrittskarte ins Raimund-Theater. Hier gab es das Musical “I am from Austria”. Jemand hatte mir empfohlen, da doch unbedingt mal hinzugehen.
Die Lieder sind vom österreichischen Liedermacher, Schauspieler und Moderator Rainhard Fendrich.
Und die Handlung ist schnell erzählt: Junge Österreicherin kommt nach Karriere in Hollywood mit ihrem Manager zum Opernball nach Wien zurück.
Dort merkt sie endlich, wo sie wirklich hingehört…
Das Stück war ziemlich erfolgreich, im Raimund-Theater wurde es bis Juni 2019 über 450 Mal gespielt. Und Ende 2020 lief es auch im deutschen Fernsehen.
Salzburg
Am nächsten Morgen bin ich dann im Norden von Österreich knapp 300km nach Salzburg weitergefahren.
Am Nordrand der Alpen entlang.
Bei meiner Abfahrt in Wien schneite es. Und auch unterwegs wechselten sich Schnee und Regen ab.
Aber kurz vor Salzburg wurde das Wetter wieder besser. Perfekt, um am nächsten Tag die Stadt anzusehen.
Drei Merkmale bestimmen das Stadtpanorama von Salzburg: Der Fluss Salzach, die Festung Hohensalzburg und die Berge rings um die Stadt.
Hübsche City
Die Altstadt liegt direkt an der Salzach.
Hier kann man durch kleine Gassen schlendern oder an attraktiven Plätzen eine Kaffeepause machen.
Ab und zu lohnt sich auch ein Blick nach oben. Auf die vielen Zunftzeichen an den Häusern.
Am bekanntesten sind die Getreidegasse, der Alte Markt und der Domplatz.
Aber beim Stadtbummel sollte man auch mal in die Durchgänge zwischen den Häusern gehen. Auch hier gibt’s viele Entdeckungen zu machen. Oder Geld auszugeben 😅
Und nicht zu übersehen ist das Geburtshaus von W.A. Mozart. Allerdings wird das nach meinem Geschmack etwas zu auffällig beworben.
Wer mehr Zeit hat, der kann sich dann auch noch mit der Geschichte von vielen anderen Häusern befassen.
Denn durch den Salz- und Goldbergbau war Salzburg früher schon eine ziemlich reiche Stadt gewesen. Und viele Häuser erzählen eigene Geschichten.
Schloss Mirabell und Mirabellgarten
Gegenüber der Altstadt am anderen Ufer der Salzach steht das Schloss Mirabell mit dem wunderschönen Mirabellgarten.
Dabei sind die Anfänge des Schlosses eher tragisch. Ein Erzbischof errichtete es für seine heimliche Ehefrau und nannte es Schloss Altenau.
Er schaffte es beim Kaiser auch, die Geliebte und seine 15(!) Kinder als rechtmäßige Erben einzusetzen.
Doch dann wurde er abgesetzt und sein Nachfolger vertrieb die Familie. Und benannte das Schloss in Mirabell um.
Heute soll der Festsaal einer der schönsten Trau-Säle der Welt sein. Dort hat auch schon W. A. Mozart mit seinem Vater und seiner Schwester musiziert.
Der Mirabellgarten lag leider schon im Winterschlaf. Die Brunnen waren abgestellt und Ende November gab es hier auch keine üppige Bepflanzung mit Blumen.
Festung Hohensalzburg
Seit fast 1000 Jahren thront sie nun von weither sichtbar hoch über Salzburg. Und ist auch ihr Wahrzeichen.
Mit allen Wehranlagen hat sie über 14.000m² bebaute Fläche und ist damit Europas größte Burganlage.
Dabei war sie nie eine “richtige” Adelsburg. Sondern immer eine Festung, auf die sich Fürsten und Erzbischöfe bei Gefahr zurückzogen. Sie wurde zwar belagert, aber eingenommen werden konnte sie nie.
Nur heute von Touristen. Denn mit über einer Million Besuchern im Jahr ist sie in Österreich die meist besuchte Sehenswürdigkeit außerhalb von Wien.
Und man braucht auch nicht mehr mühsam hinaufzuklettern. Sondern kann seit 1892 von der Altstadt bequem mit einer Standseilbahn hochfahren.
Oben kann man dann die alten Räume und in einem Museum das Hofleben im Mittelalter besichtigen. Oder einfach den grandiosen Ausblick auf Salzburg und die Umgebung genießen.
Dom und DomQuartier
Nach dem Besuch auf der Festung wollte ich mir noch die Residenz in der Stadt ansehen.
Dazu muss man wissen, dass bis zum Jahre 1803 die gesamte weltliche und kirchliche Macht in einer Hand lag. Bei einem Fürsterzbischof.
Im DomQuartier kann man seine prunkvollen Wohn- und Residenzräume besichtigen. Von kirchlicher Bescheidenheit keine Spur…
Auch eine “Kunst- und Wunderkammer” gibt es. Darin haben die Fürsten früher allerlei Raritäten aus Natur und Technik ausgestellt.
Also so etwas, wie später dann Museen. Allerdings wollte man damit bestimmt auch seine Konkurrenten beeindrucken…
Ich merke grade, dass ich gar keine Bilder vom DomQuartier habe. Wahrscheinlich war drinnen zu fotografieren verboten.
Und schließlich ist da noch der Dom selbst. Von 1628. Mit Kuppelraum und Deckengemälden. Und sieben verschiedenen Orgeln.
Eine davon wurde bei meinem Besuch wohl gerade gestimmt. Jedenfalls waren die Töne etwas nervig.
Auf jeden Fall lohnt das Domquartier einen Besuch. Besonders, wenn das Wetter gerade mal nicht so gut ist.
Am Nordrand der Alpen durch Österreich
Nach zwei Tagen in Salzburg ging es am nächsten Tag weiter. Auf kleinen Bundesstraßen am Nordrand der Alpen.
Und so langsam kam ich in die Feriengebiete von Österreich. Ich schätze mal, in den Sommerferien und im Winter dürfte es hier ziemlich voll sein. Aber jetzt war ich der einzige Fremde hier.
Beim Fahren war das vorteilhaft. Denn es war kaum etwas los auf den Straßen. Aber ich wollte in Zell am See übernachten und hatte doch einige Probleme, dort ein offenes Hotel zu finden. Und auch sonst waren fast alle Läden geschlossen und wurden gerade auf die Wintersaison vorbereitet.
Zell am See
Um den See herumzulaufen dazu war es an diesem Nachmittag schon etwas spät.
Ich weiß ja nicht, wie man das in Österreich macht. Aber die Tourismusseite von Zell gibt für den Rundwanderweg für eine Strecke von 12km nur einen Zeitbedarf von einer Stunde und 35 Minuten an.
Google Maps meinte dagegen zwei Stunden und 20 Minuten. Das fand ich durchaus realistischer. Doch dann wäre ich erst in der Dunkelheit zum Hotel zurückgekommen.
Also bin ich nur mal halb um den See gegangen, um ein hübsches Foto zu machen. Und habe mich dann ins einzige offene Café am Nachmittag gesetzt. Zu einem “Großen Braunen” (Kaffee mit Schlagsahne) und einem Stück Sachertorte 😉
Kaprun
Gleich frühmorgens am nächsten Tag bin ich dann weitergefahren. Erst mal nach Kaprun, gleich in der Nähe. Von der Talstation in 900m Höhe kann man mit einer Seilbahn auf den Berg Kitzsteinhorn und den Gletscher in 3000m Höhe fahren. In ein international bekanntes Skigebiet.
Am 11. November 2000 ereignete sich hier das schlimmste Unglück seit dem Zweiten Weltkrieg in Österreich.
Die Standseilbahn geriet in dem 3km langen Tunnel in Brand und 155 Menschen sind gestorben.
Sie kamen aus Österreich, Deutschland, Japan, den USA, Slowenien, den Niederlanden, Großbritannien und Tschechien. Nur 12 Menschen haben das Unglück überlebt.
Für die Toten wurde hier eine Gedenkstätte errichtet. In der alle 155 Namen und die Geburtsdaten genannt sind.
Die Seilbahn wurde nie wieder in Betrieb genommen sondern durch andere Lifte ersetzt.
Krimmler Wasserfälle
Dankbar dafür, dass mir auf meiner langen Fahrt bis hierher nichts passiert war, ging es für mich dann auf der Bundesstraße weiter Richtung Innsbruck.
Dabei kam ich zunächst an den Krimmler Wasserfällen vorbei.
Das sind die höchsten Wasserfälle in Österreich. Sie liegen im Nationalpark Hohe Tauern. In der Nähe des Dorfes Krimml.
Über insgesamt 385m Fallhöhe bahnt sich das Wasser von Gletscherbächen hier einen Weg ins Tal.
Insgesamt gibt es drei Fallstufen. Dabei ist die oberste mit 145m Fallhöhe die größte.
Aber der Hin-und Rückweg dorthin zu Fuß im Gebirge wäre zu lang gewesen. Auch die mittlere Fallstufe war für mich zu weit.
Und so habe ich mir nur den untersten Wasserfall angesehen. Hier trifft das Wasser von insgesamt 17 Gletscherbächen zusammen.
Kristallwelten
Nach den Wasserkristallen der Natur habe ich mir am Nachmittag 80km entfernt im Ort Wattens noch von Menschen bearbeitete Kristalle angesehen.
Hier ist der Hauptsitz der weltbekannten Firma Swarovski. Und die hat 1995 dort ein Museum eröffnet. Das heißt, eigentlich ist es gar kein Museum. Sondern eine glitzernde Wunderwelt aus geschliffenem Glas und Edelsteinen.
Darum heißt diese Ausstellung auch Kristallwelten. Eigentlich sehr sehenswert. Aber mit rund 20 Euro Eintritt auch nicht ganz billig. So, wie fast alles von Swarovski 😅
Na ja, im Ausstellungsshop konnte ich aber dann gleich auch schon ein paar Geschenke kaufen. Denn bis Weihnachten waren es noch genau 31 Tage.
Übernachtung in Hall
In dem kleinen Ort Hall kurz vor Innsbruck habe ich dann ein letztes Mal in Österreich übernachtet. Tags darauf sollte es nun tatsächlich weiter nach Deutschland gehen.
Doch beim Check-in im Hotel in einem Industriegebiet neben einem Einkaufszentrum machte mich der Mitarbeiter darauf aufmerksam, dass draußen jemand den Landcruiser fotografiert. Ich nahm das erst nicht weiter ernst, denn das war schon öfter vorgekommen.
Aber nach dem Check-in schaute ich dann doch mal raus, um vor allen Dingen auch die Wertsachen aus dem Wagen zu holen. Im Gespräch mit dem “Fotografen” stellte sich heraus, dass er ein begeisterter Australienfan ist. Und selbst schon mal mit einem geliehenen Landcruiser von Cairns nach Cape York gefahren war.
Er wollte natürlich alles über meinen Roadtrip wissen. Dazu luden seine Frau und er mich erst im Einkaufszentrum auf einen Kaffee ein. Und abends dann zum Dinner zu sich nach Hause in Innsbruck. Eigentlich wollte ich wegen meiner “falschen” Beleuchtung ja bei Dunkelheit nicht fahren. Doch hier konnte ich einfach nicht Nein sagen.
Später kam dann noch sein Sohn zu Besuch und wir taten erst mal so, als ob er den Landcruiser gekauft hätte. Der Sohn glaubte das auch und meinte, sein Vater wäre jetzt ja wohl völlig abgedreht. Nun, es wurde ein langer wunderschöner Abend in Österreich.
Am nächsten Morgen, dem 24. November 2018, machte ich mich dann auf den Weg zur deutschen Grenze. Die war von Hall nur 40km entfernt. Und bis zu meinem nächsten Stop in Garmisch-Partenkirchen waren es auch nur 30km mehr.
Video Österreich
Wie üblich an dieser Stelle nun mein Dashcam Video. Von Österreich (4m 15s, 778 MB; Musik: Yellow – Scott Buckley (scottbuckley.com.au) und Winds of Spring – The 126ers (YouTube Audiolibrary).
- Grenze Österreich – Wien
- Wien
- Wien – Salzburg
- Salzburg
- Salzburg – Zell am See – Kaprun – Innsbruck
- Richtung deutsche Grenze
Im nächsten Post erfahrt ihr dann, was ich mir noch in Deutschland angesehen habe. Und wie meine Rückkehr nach Hause war. Da gibt’s dann auch den Link zum YouTube Video Österreich/Deutschland aus 2019.
Cheers, Rüdiger 😎