Sälem Qazaqstan – Hallo Kasachstan

3.000 Kilometer durch den Osten von Kasachstan.

Flagge Kasachstan

Flagge von Kasachstan

Von der Grenze zunächst weiter nach Westen. Aber später dann wieder nach Süden. Denn ich hatte vor meiner Abreise in Deutschland mit einigen jungen Leuten gesprochen. Die hatten mir geraten, auf meiner Tour auf jeden Fall auch Kirgistan zu besuchen. Und das liegt nun mal im Südosten von Kasachstan.

Gleichzeitig wollte ich aber auch Astana, die Hauptstadt von Kasachstan, sehen. Und dort eine Inspektion des Landcruisers durchführen lassen, die alle 10.000 km notwendig ist.

Reiseroute Kasachstan

3.000 Kilometer durch Kasachstan

Insofern wäre meine Route nach Deutschland sicher deutlich kürzer gewesen, wenn ich mich nur westlich gehalten hätte. So aber ging es von der russischen Grenze erst westlich über Semei und Pawlodar nach Astana. Und von dort dann wieder nach Süden über Karaganda zum Balqasch See. Almaty, ein toller Canyon und zwei Seen nahe der kirgisischen Grenze waren dann meine letzten Stationen im Osten von Kasachstan.

Gleich Ärger in Kasachstan

Im Osten Kasachstans

Auf dem Weg nach Semei

Mit rund 160 km vom russischen Rubzowsk bis ins kasachische Semei hatte ich geglaubt, dieses Mal bei der Grenzüberquerung alles richtig gemacht zu haben. Und die Strecke bis Semei durch ziemlich langweiliges Buschland war auch schnell geschafft.

Doch dann begannen die Probleme. Zuerst fand ich das Hotel in Semei nicht, das ich über meine App gebucht hatte. Ich stoppte, denn Google Maps behauptete, es wäre nur 200m entfernt. Aber ich sah es nicht.

Polizeifahrzeug Semei

Jede Menge Ordnungshüter in Semei

So wollte ich noch mal um den Block fahren. Doch kaum war ich wieder auf der Straße, wurde ich von der Stadtpolizei gestoppt. Ich denke mal, das war so etwas, wie das Ordnungsamt in Deutschland. Mit wachem Auge auf den fahrenden und ruhenden Verkehr…

Die Beamten zeigten immer wieder auf meine Frontscheinwerfer. Und nachdem sie meinen Pass inspiziert hatten sagten sie etwas von ‚Schtraf‘. Da fiel mir auf, dass ich nach dem Stopp vergessen hatte, das Fahrlicht wieder einzuschalten. Und das ist nun mal Vorschrift in den meisten Ländern. Auch am Tage bei schönstem Sonnenschein. 5.000 Tenge wollten sie dafür haben, das sind etwa 12 Euro.

Polizeifahrzeug Semei

Dem Polizeiwagen musste ich notgedrungen folgen

Da ich noch gar kein Geld gewechselt hatte, bat ich erst mal um Nachsicht. „Bin gerade eingereist…„. „War noch nicht bei einer Bank…„. „Habe kein kasachisches Bargeld…„. Aber es half alles nichts. Sie wollten mit mir zu einer Bank fahren. Dort sollte ich Geld tauschen und die ‚Schtraf“ gleich in bar zahlen.

Doch so einfach wollte ich es ihnen auch nicht machen. So verlangte ich, über Funk mit ihrem Vorgesetzten zu sprechen. Und siehe da, nach dem Gespräch betrug die ‚Schtraf‘ nur noch 2.400 Tenge, ca. 6 Euro.

Aber dafür auch Hilfe bei der Hotelsuche
Kasachische Geldscheine

Muss mich wieder mal an neues Geld gewöhnen

Seit diesem Tag habe ich abends einen Zettel auf den Fahrersitz gelegt „Licht an!“ Denn im Gegensatz zu anderen Autos schalten sich die Lichter des Landcruisers nicht automatisch ein, wenn der Motor gestartet wird.

Ich vereinbarte mit dem Vorgesetzten noch, dass mich die beiden nach dem Bankbesuch und der Zahlung zum Hotel bringen sollten. Und dem stimmte er auch zu. Eigentlich gut, konnten sie in der Zeit doch keinen armen kasachischen Verkehrssünder abkassieren 😉

Als sie mich am Hotel ablieferten sah ich auch, warum ich das vorher nicht gefunden hatte. Es lag hinter einer dichten Baumreihe und an der Fassade gab es nur kyrillische  Buchstaben.

Astana, Kasachstans Hauptstadt

Auf dem Weg nach Astana

Viele Straßen waren noch im Bau

Die Hauptstraßen im Osten von Kasachstan waren noch im Bau. Und so brauchte ich am nächsten Tag für die 350 km nach Pawlodar 7 Stunden. Und noch einen Tag später weiter in Richtung Astana für die ersten 100 km 4 Stunden. Immer neben der zu bauenden Straße auf einem Track. Oft in einer Schlange von vielen anderen Autos.

Astana, Kasachstan

In Astana durfte ich direkt vorm Hoteleingang parken. Im Hintergrund die Golden Towers – im Volksmund ‚Goldene Bierdosen‘ genannt

Je näher ich dann Astana kam, umso besser wurden die Straßen. Und vor dem Hotel durfte ich direkt vor dem Haupteingang parken. Denn der Landcruiser passte von der Höhe her nicht in die Parkgarage. Und auch nicht durch ein Tor auf den Parkplatz hinterm Hotel.

Ein Wort zu Astana. Die Stadt wurde erst 1997 Hauptstadt von Kasachstan. Bis dahin war das Almaty. Ein Grund für die Verlegung war wohl die Erdbebengefahr in Almaty. Ein anderer war aber vielleicht auch die Verhinderung separatistischer Tendenzen im mehrheitlich von Russen bewohnten Gebiet um Astana.

Astana, Kasachstan

Kunst im öffentlichen Raum in Astana

Die Stadt hat auch mehrfach ihren Namen geändert. Sie hieß Akmolinsk, Zelinograd, Aqmola und von 1998 bis 2019 eben Astana. 2018 wurde gerade das 20-jährige Jubiläum gefeiert. Doch seit 2019 heißt sie nun Nur-Sultan, nach einem früheren Präsidenten. Ich bleibe hier aber mal bei Astana, denn so hieß sie 2018 als ich sie besucht habe.

Mit rumänischen Wissenschaftlern in die Umgebung Astanas

Neue Freunde in Astana

Am Nachmittag traf ich vor dem Hotel eine Gruppe rumänischer Wissenschaftler, die in Sibirien die Auswirkungen des Klimawandels auf Pflanzen untersucht hatten. Und nun auf dem Heimweg waren. Sie luden mich ein, mit ihnen am nächsten Tag die Umgebung Astanas zu erkunden. Für die Pflanzen hab‘ ich mich nicht so sehr interessiert, aber es war eine gute Gelegenheit, mal etwas zu sehen, ohne dass ich dabei fahren musste.

Im Zentrum Astanas

Bei einem Stadtbummel und einer Stadtrundfahrt mit einem roten Doppeldeckerbus (ja, gibt’s auch hier) in den darauf folgenden Tagen fielen mir die vielen unterschiedlichen Gebäude und Baustiele auf. Nach der Entscheidung, die Stadt zur Hauptstadt Kasachstans zu machen, durften sich hier wohl viele internationale Architekten mit ihren Ideen austoben. Vielen Menschen, mit denen ich gesprochen habe, gefällt das eher historische Almaty besser. Aber ich muss sagen, ich fand Astana als Stadt doch sehr eindrucksvoll. Hier ein paar Bilder.

Astana, Kasachstan

Bajterek Turm

Astana, Kasachstan

KazMunayGas Verwaltungsgebäude. Dahinter
das Khan Shatyr Einkaufszentrum mit sonnendurchlässigem Plastikzeltdach, Aquapark und Monorail-Bahn. Das größte Zelt der Welt

Astana, Kasachstan

Astana hat auch viele Grünflächen und Parks

Astana, Kasachstan

Pyramide des Friedens und der Eintracht

 

Astana, Kasachstan

Zukunftsmuseum ‚The Sphere‘

Wellness für den Landcruiser

Die nette Check-in Crew im Hotel hatte für mich einen Inspektionstermin für das Auto vereinbart. Und mir auch die genaue Adresse der Toyota Werkstatt gegeben. So brachte ich den Wagen am nächsten Tag dorthin und war angenehm überrascht. Das Autohaus war genauso wie jede Toyota Werkstatt in Australien gestylt. Und es gab auch Angestellte, die englisch sprachen.

Nach nur 4 Stunden war die Inspektion gemacht und der Wagen sogar noch gewaschen worden. Nur den Dieselfilter hatte man dort nicht wechseln können, weil das Ersatzteil nicht vorrätig war. Ich sollte dazu nochmal in einer Werkstatt in Almaty fragen. Und ich denke mal, für weniger als die 85.000 Tenge (220 Euro) hätte ich den Werkstattbesuch in Australien oder Deutschland auch nicht bekommen.

Überraschung in Karaganda

Auf dem Weg zum Balchaschsee

Auf dem Weg zum Balchaschsee

Über Karaganda ging es weiter zum Balchaschsee. Nicht zu verwechseln mit dem Baikalsee in Russland! Wieder durch hunderte von Kilometern durch Steppe.

In Karaganda gab’s abends das erste Mal Probleme mit meiner Hotelbuchung. Beim Check-in wurde die Buchung über die App nicht akzeptiert. Und ich sollte bar zahlen. Das wollte ich nicht, denn der Betrag war ja schon von meiner Kreditkarte durch die App abgebucht worden. So habe erst mal in Frankfurt bei der Hotline angerufen. Von dort hat sich russischsprechendes Personal dann mit dem Hotel in Verbindung gesetzt. Aber es war nichts zu machen.

Armer Hund

Irgendwann kam der Hotelbesitzer höchstpersönlich und klärte die Situation. Das Hotel war erst seit kurzem mit dem Buchungssystem vernetzt. Und niemand wusste Bescheid, wie die eingehenden Buchungen funktionierten. Aber ich bekam endlich mein Zimmer ohne doppelte Kosten. Und das Buchungsportal hat mir später noch meine Telefonkosten nach Deutschland problemlos ersetzt. Immerhin 130 Euro, ein Vielfaches der Übernachtungskosten…

Und weiter zum Balchaschsee

Balchaschsee

Zelten am Balchaschsee

Auf dem Weg zum Balchaschsee lernte ich ein deutsches Pärchen kennen, die mit ihrem VW-Bus von Kasachstan weiter auf den Pamir Highway wollten. Doch zuerst verbrachten wir gemeinsam einige Tage am See.

Am Balchaschsee

Ganz schön leer hier in Kasachstan

Der ausgewiesene Campingplatz existierte nicht und so stellten wir uns mit unseren Autos direkt ans westliche Seeufer. Dort campten auch schon von mehrere Einheimische. Ein paar Tage später machten wir uns dann auf den Weg ein paar Kilometer weiter südlich. Dort sollte es auch einen Campingplatz in einem kleinen Ort geben. Aber auch der war entweder geschlossen oder existierte nicht mehr.

Am Balchaschsee

Und wir durften noch eine tolle Bootstour machen

Dafür sprach uns in dem Dorf jemand auf Deutsch an. Es stellte sich heraus, dass es ein Kasache war, der zwischenzeitlich in Deutschland lebte und zu Besuch in seiner Heimat war. Er brachte uns gleich bei seiner Verwandtschaft unter. Und nahm uns am nächsten Tag auch noch mit seinem Motorboot zu einer kleinen Tour auf den See hinaus.

Nie ohne Versicherung

Von ihm erfuhr ich am Abend zufällig, dass es auch in Kasachstan dringend erforderlich ist, für das Auto eine Grenzversicherung abzuschließen. Ich hatte zwar an der Grenze schon gefragt, aber dort meinte man, es ginge auch ohne. Darum hatte ich mich um dieses Thema in den letzten 12 Tagen nicht weiter gekümmert. Gut, dass die Polizei in Semei nicht danach gefragt hatte!

Denn ohne eine Versicherung in diesen Ländern herumzufahren gehört wohl zu den teuersten Verstößen, wenn man erwischt wird.

Endlich hab‘ ich auch einen Versicherungsschein

Der Abschluss der Versicherung am nächsten Tag war abenteuerlich. Ich fuhr ein paar Kilometer bis zum nächsten kleinen Ort. Am Ortseingang erwartete mich ein junger Mann, den unser „deutscher“ Kasache telefonisch gebeten hatte, mich zum Versicherungsbüro zu bringen.

Das war in einem Privathaus. Und dort versuchte eine ältere Frau 3 Stunden, dem Computer einen Versicherungsausdruck mit meinen Angaben zu entlocken. Ohne Erfolg. Irgendetwas funktionierte nicht mit meinem Namen oder der australischen Zulassung.

Schließlich schickte sie den Vorgang per Email nach Astana und bekam von dort ein ausgefülltes Formular zurück. Das brauchte sie nur noch auszudrucken, abzustempeln und zu unterschreiben. Nach 4 Stunden wurde ich endlich um 16 Uhr mit eine Versicherungsschein entlassen. Lesen konnte ich den zwar nicht, aber er war hübsch bunt mit Stempel und Unterschrift.

Mein Learning: Auf jeden Fall an den Grenzen hartnäckig nach einem Versicherungsbüro in der Nähe fragen!

Nach Almaty, der ehemaligen Hauptstadt im Süden

Bis zum Einbruch der Dunkelheit kam ich an diesem Nachmittag natürlich nicht mehr bis nach Almaty. Obwohl es nur ca. 370 km waren. Aber auch hier war die Straße zu großen Teilen erst im Bau. Und entsprechend langsam ging es voran.

Als es dunkel wird bleibe ich hinter einem LKW. Damit ich mit meinen Schweinwerfern für Linksverkehr nicht die entgegenkommenden Fahrzeuge blende. Denn die beschweren sich sehr deutlich mit Lichthupe über meine Beleuchtung.

Im Südosten von Kasachstan

Nicht alle Straßen waren schon so ausgebaut wie diese

Irgendwann hatte es keinen Zweck mehr weiter zu fahren. Aber ich konnte nicht einfach von dem Track neben der Straße runter. Denn es gab nichts außer dieser Straße. Keinen Baum, kein Gebüsch, keine Abfahrt nach rechts oder links. Daher beschloss ich, auf den Parkplatz der nächsten Tankstelle zwischen mehreren LKWs zu bleiben.

Diese Übernachtung ist eine von zweien auf der Reise, die ich äußerst unbequem im Auto auf den Vordersitzen verbringe. Denn der Rest ist ja vollgepackt. Und ein Zelt will ich hier auch nicht aufschlagen.

Dafür wache ich dann am nächsten Tag auch schon um halb fünf wieder auf. Als es hell wird. Das hatte den Vorteil, dass ich die letzten 80 km bis Almaty schnell vorankomme. Obwohl es zu regnen begonnen hatte. Denn hier ist auch die Straße wieder besser. Und bin schon um sieben Uhr morgens bei Toyota, um nach dem Dieselfilter zu fragen. Der war in 10 Minuten eingebaut und ich konnte mich auf den Weg in die Stadt machen.

Babylonische Sprachverwirrung
Tian-Shan Gebirge, Almaty

Bin extra um halb fünf morgens aufgestanden, um den Sonnenaufgang über dem Tian-Shan Gebirge mitzubekommen

Almaty liegt am Nordrand des Tian-Shan Gebirges mit bis zu 7.400 Meter hohen Gipfeln, das sich über Teile von China, Kirgistan, Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan erstreckt.

Hier mal eine kleine Übersicht, mit welcher Begriffsverwirrung ich mich in den verschiedenen Prospekten und im Internet für das Tian-Shan Gebirge herumschlagen musste. Tienschan und Tien Schan (deutsch), Tian Shan (‚Himmlisches Gebirge‘, chinesisch), Tjan Schan (kirgisisch und russisch), Tengri Tagh (uigurisch) und Tengir-Too (in Anlehnung an bestimmte hohe Gipfel), Celestial Mountains und Heavenly Mountains (englisch).

Tian-Shan Gebirge, Almaty

Blick aufs Tian-Shan Gebirge vom Kök-Töbe, dem ‚Hausberg‘ Almatys

Und bei Orts-, Fluss-, Landschafts- und Städtenamen war das ähnlich. In dieser Gegend gab es ständig unterschiedliche Namen für ein Objekt auf der Landkarte. Auf deutsch, englisch, russisch, chinesisch, kasachisch, kirgisisch, usbekisch, iranisch… Und vor allem in kyrillischen Buchstaben.

Hintergrund dafür ist, dass ganz Zentralasien vom Kaspischen Meer bis zur Wüste Gobi ursprünglich mal ein Gebiet mit dem Namen Turkistan oder Türkistan (Land der Türken) war. In den letzten Jahrhunderten dehnte mal China seinen Einfluss bis zum Balchaschsee aus, mal Russland seinen bis in die Mongolei.

Und mit der Gründung der kleinen Nationalstaaten nach dem Zerfall der Sowjetunion hielt dann jede Volksgruppe an den Bezeichnungen in ihrer Sprache fest. Schwierig für Reisende!

Almaty, Stadt der Apfelbäume

Almaty, Kasachstan

Blick auf Almaty vom Kök-Töbe

Wie Astana wurde auch Almaty umbenannt. Bis 1993 hieß die Stadt Alma-Ata, was etwa ‚Stadt der Apfelbäume‘ bedeutet. Während ich aus der nordöstliche kasachischen Steppe komme gibt es um Almaty herum durch seine Lage viel Grün. Und natürlich Gärten und Plantagen.

Park der 28 Panfilowzy, Almaty

Gedenkstätte für gefallene Soldaten des Zweiten Weltkrieges

Obwohl die Stadt bis 1997 die Hauptstadt von Kasachstan war gibt es hier lange nicht so viel Neubauten und Hochhäuser wie in Astana. Dafür mehr kleinere und ältere Gebäude aus der Sowjetzeit. Das macht die City irgendwie gemütlicher. Und vielleicht tragen dazu auch die vielen kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen bei, die hier angesiedelt sind.

Eichhörnchen aus Stroh, Almaty 2018

Eichhörnchen aus Stroh als Symbol für den Naturschutz

Für einen Tag zeigte mir mein Schrittzähler auf dem Handy abends 27.000 Schritte. Aber leider war mein Rundgang nicht so angenehm, wie ich mir das vorgestellt hatte. Denn es wurde nahezu in jeder Straße gebaut. Meistens waren die Bürgersteige aufgerissen. Vielleicht kann man hier auch nur die wenigen Sommermonate zum Bauen und Renovieren nutzen.

Eine Kathedrale ganz aus Holz und ein Hausberg
Christi-Himmelfahrt / Senkow Kathedrale, Almaty, Kasachstan

Schade, dass die Kathedrale grad‘ komplett renoviert wurde

Ebenso war es mit einem Wahrzeichen der Stadt, der Christi-Himmelfahrt-Kathedrale (engl. Ascension Cathedral) oder nach ihrem Erbauer Senkow Kathedrale (engl. Zenkov Cathedral). Die war fast vollständig verhüllt, weil gerade renoviert wurde. Schade, ich hätte mir dieses vollständig aus Tannenholz vom Tian Shan ohne einen Nagel errichtete Gebäude gerne mal angesehen.

Denkmal für die Beatles, Almaty, Kasachstan

Auf dem Kök-Töbe gibt‘ sogar ein Denkmal für die Beatles

Vor meiner Weiterfahrt war ich noch auf dem Kök-Töbe (engl. Kok-Tobe Hill), dem Hausberg von Almaty. Erreichen kann man den entweder über eine Straße oder mit einer Seilbahn aus dem Stadtzentrum. Neben einem netten Blick über die Stadt bei gutem Wetter gibt’s da noch einen Vergnügungspark, Restaurants und den Fernsehturm der Stadt. Aber der ist leider für Besucher nicht zugänglich.

Scharyn Nationalpark

Scharyn Canyon Kasachstan

Am Scharyn Canyon

230 Kilometer östlich von Almaty, auf dem Weg zur kirgisischen Grenze, liegt der Scharyn Nationalpark. Und dessen Hauptattraktion ist der Scharyn Canyon. Den hat der gleichnamige Fluss dort in den roten Sandstein gegraben.

Den Tip hatte ich unterwegs von einer ehemaligen Kollegin bekommen. Und der Abstecher hat sich wirklich gelohnt. Obwohl viel kleiner als der Grand Canyon in den USA sieht er doch fast genauso aus. Und ist auch ähnlich attraktiv.

Scharyn Canyon Kasachstan

Von oben sieht der Scharyn Canyon aus…

Das Beste ist: Man kann von oben mit dem Auto in den Canyon hineinfahren. Das heißt, wenn das Auto nicht zu groß ist. Und da hatte ich mit dem Landcruiser etwas Probleme. Denn kurz vor der Übernachtungsmöglichkeit auf dem Grund des Canyons muss man durch ein ‚Tor‘ aus Felsbrocken. Und hier war es Zentimeterarbeit, den Wagen hindurch zu bekommen.

Scharyn Canyon Kasachstan

…wie der Grand Canyon

Aber mit Einweisung von einem deutschen Pärchen, das ich mit ihrem Gepäck von oben mit hinunter genommen hatte und einem Parkangestellten, der auch gleich noch auf dem Trittbrett mitgefahren ist, hat es geklappt. Im YouTube Video unten gibt’s diese Szene zum Anschauen.

Zwei Seen im Südosten von Kasachstan

Das deutsche Pärchen wollte noch weiter zu zwei Seen in der Nähe. Dem Kaindy See und dem Kolsai See. Für mich war das kein großer Umweg zur kirgisischen Grenze und so beschlossen wir,  gemeinsam dorthin zu fahren.

Denn außer dem Balchaschsee, dem Tian Shan bei Almaty und dem Scharyn hatte Kasachstan ja an landschaftlichem Reiz bisher nicht allzu viel zu bieten.

Kaindy See
Kaindy See Kasachstan

Der Kaindy See

Der Kaindy See liegt auf knapp 1.900 m in einem Teilgebirge des Tian Shan. Zunächst ging es noch auf Straßen dorthin. Später über einen Feldweg und durch einen Fluss. Die letzten paar hundert Meter mussten wir dann zu Fuß laufen weil der Weg aufhörte.

Kaindy See Kasachstan

Mit abgestorbenen Tian Shan Fichten in der Mitte

Aber es hat sich gelohnt. Mitten im See stehen abgestorbene Tian Shan Fichten. Und das Ganze sieht aus wie ein verwunschener Ort im Wald. Das liegt auch an der Entstehung des Sees. Durch ein Erdbeben und einen Erdrutsch wurde der Weg in die Schlucht versperrt. Und nun sammelt sich Regenwasser hier, ohne wieder ablaufen zu können.

Party am See

Am Rande des Sees gab es eine überdachte Grill- und Rastanlage. Hier war schon eine Gruppe junger Kasachen am feiern, die uns gleich einluden. Aber leider musste ich ihr Angebot ablehnen, von den 15l (!) Wodka zu probieren. 3 Plastikkanister à 5l beim Hersteller abgefüllt für 9 Personen… Denn ich musste ja gleich noch weiterfahren. 0,0‰ in Kasachstan. Einer der jungen Leute sprach sogar deutsch. Er war Schauspieler an einem Wiener Theater und zu Besuch in der Heimat.

Außerdem wollten wir allmählich auch aufbrechen. Es fing an zu gewittern und zu regnen. Und im Gewitter durch kasachische Wälder zu laufen, dazu hatte ich keine Lust.

Kolsai See

Bis zum Kolsai See waren es nur knapp 30 km. Dort kamen wir mit dem Auto allerdings nur zum ersten Kolsai See. Denn insgesamt sind es drei Kolsai Seen, die in Abständen hintereinander liegen. Die beiden entfernteren kann man aber nur zu Fuß erreichen. Und für den Fußweg von See 1 bis zu See 3 und zurück braucht man wohl einen guten Tag.

Blöd, dass das Wetter jetzt nicht mitspielte. Es blieb auch am nächsten Tag trübe und regnerisch. Allerdings hatten wir mit unserer Unterkunft Glück. Die Möglichkeiten am Ende der Straße, direkt am Seeufer, waren nicht sehr einladend gewesen und überdies ziemlich teuer.

Kolsai See Kasachstan

Kolsai See

Aber meine Begleiter hatten sich schlau gemacht und wussten, dass es auf einem Berg etwa 500m höher noch eine Unterkunft gab. So haben wir die angesteuert, auf einem abenteuerlichen einspurigen Feldweg durch den Wald den Berg hinauf.

Besonders lustig auf diesem Weg fand ich das Überholverbot (gegen Ende im Video zu sehen). Zusammen mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 40km/h. Weder konnte man hier schneller als max. 20km/h fahren. Geschweige den überholen. Ich hätte auch nicht so recht gewusst, wie ich bei Gegenverkehr hätte ausweichen sollen. Aber Glück gehabt – es kam uns niemand entgegen.

Übrigens auch nicht am nächsten Tag, als ich wieder allein unterwegs Richtung kirgisische Grenze war. Denn meine Begleiter wollten in den Bergen noch etwas wandern.

Kegen

25km vor der kirgisischen Grenze liegt der kleine Ort Kegen. Dort wollte ich vor dem Grenzübergang noch mal übernachten. Ich fand eine kleine Unterkunft. Die bis dahin glaube ich preiswerteste meiner Reise. 5 Euro für die Übernachtung. Ohne Frühstück.

Vom Scharyn Canyon…

Aber das brauchte ich auch gar nicht. Denn an dem Abend, als ich in Kegen ankam, bekam ich ziemlich starken Durchfall. Deshalb gibt’s von Kegen auch kein einziges Bild! Ich hatte Besseres zu tun, als in dem Ort rumzulaufen und zu fotografieren 😂

Entweder im Scharyn Canyon oder an den Kolsai Seen muss ich mir einen Magen-Darm-Virus geholt haben. Wahrscheinlich im Scharyn Canyon. Denn später erfuhr ich von anderen Reisenden, die mit mir dort unten waren, dass auch sie Magenprobleme gehabt hatten. Und wir alle hatten dort am Abend ein hübsches Salatbuffet gegessen…

…nach Kegen…

Jedenfalls habe ich die Nacht eher auf der Toilette als im Bett verbracht. Und war morgens ganz froh, dass mich von 4 Deutschen, die ebenfalls in Kegen übernachtet hatten, ein Pärchen fragte, ob ich sie mit in die erste Stadt Kirgistans, nach Karakol nehmen könnte. Falls ich als Fahrer ausfallen würde, könnte immer noch ein anderer fahren…

Zur kirgisischen Grenze

…und zur kirgisischen Grenze

Die Strecke von Kegen bis zur Grenze war kurz, etwa 25km. Aber auch sie wurde gerade erst ausgebaut und so mussten wir teilweise wieder auf einem Track fahren. Und kamen zu einem winzig kleinen Grenzübergang. Denn diese Straße ist eine der wenigen Verbindungen zwischen Kasachstan und Kirgistan.

Und sie liegt auch nur ca. 2.000m hoch. In einem der wenigen tiefer liegenden Gebiete des Tian Shan Gebirges.

Im folgenden Video (3m 30s; Musik: The Creek – Topher Mohr and Alex Elena/YouTube Audio Library) gibt’s wie immer die Sicht aus dem Auto und von der Drohne. Um euch die Orientierung zu erleichtern, ein paar Hinweise zu den Clips:

  • Kasachische Grenze – Semei
  • Pawlodar – Astana
  • Balchaschsee
  • Nach Almaty und Außenbezirk der Stadt
  • Almaty – Scharyn Canyon
  • Kaindy und Kolsai See
  • Nach Kegen
  • Kasachisch-kirgisische Grenze

Und wer noch ein bisschen mehr von meiner Tour im Osten von Kasachstan sehen möchte, kann sich mein YouTube Video von 2019 dazu ansehen (10m 27s).

Wie es mit meiner Magenverstimmung und meinem Roadtrip in Kirgistan weitergegangen ist, das erzähle ich euch dann in meinem nächsten Post.

Cheers, Rüdiger 😎

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